I
Und die Bäume schweigen blauer
hinter stahlgesäumten Tagen.
Nebel kriechen fahle Lauer.
Gifte die sich niederschlagen
fällen nächtliche Entscheide.
Schatten gehen auf die Weide
und Gewichte prüfen beide
Seiten ihrer leisen Waagen.
Steine öffnen sich dem Leide.
Worte die den Wind benagen,
fremd im Halten jeder Mauer,
fremder, tiefer noch die Trauer.
und die Pulse liegen offen.
Lärme biegen in den schroffen
Sturz entlang dem Unbehagen.
jeder Stunde, wenn im Hunger seiner Uhren
sich die fahlen Lichter jagen
werden Grenzen ungenauer
tasten sich verwischte Fragen
um die Ränder meiner Trauer
gehn die Schritte, traumbemessen.
Wo die schwarzen Barken fuhren
rufen sich aus dem Vergessen
aller Nächte Brückenbauer
Fährtenleser, Wegerfasser
wenn im Ungewissen nasser
Regenräume noch die sturen
Lärme in die Stille ragen.
II
Rinnen liegen auf der Lauer
Und die Schwellen werden grauer.
Stunden graben unter Wasser
namenlose Muschelspuren.
Durch die Fährten laufen Schauer
Spiegelungen treiben rauer
in den Flüssen vor den Wuhren.
Wenn die Nächte höher sind und kreisen
geht ihr Atem sternbesäht und gross
und die Strasse dehnt sich unter leisen
Sohlen nah und uferlos.
Lacht die Mondin wischt ein kühler Stoss
hergeweht und blau auf dunkeln Reisen
schmalen Rauch vom Aschenfloss.
Ufernebel wandern und Lemuren.
Irgendwo erlischt ihr Schein,
lässt ihr Gehen Dich allein.
Nachtentlang rankt wilder Wein
und verrinnen Muschelspuren
leicht wie Fingerschrift im Moos.
Wessen Blicke bleichen mein Gebein,
legen meine Fährten bloss?
Mein Verrinnen pulst im Stein.
Wessen Puls befühlt mein Sinn?
Blasses Blau ruht ungemein
wo die grosse Wölbung schwamm.
Schreiend kreist das Opferlamm.
Schritte pochen an den Frieden der Auguren.
III
Im Hellen geht die Schattenschar
und kleine Laute werden gross.
Wo eben noch ein Rütteln war
an Türen, zögert Fluchtgefahr.
Durch mein Vermuten streicht ein Mar.
Der Fluss hält seine Stadt im Schoss.
In wessen Traum der andern Art
fliesst um die Pfeiler noch sein Bart
und ist der Dämmerflug entfacht?
Im Stillen mischt der Schleusenwart
sein Wägen in die späte Fracht.
Geträumte Brücken geben acht,
durch ihre Bogen atmet Nacht
wenn ohne Spiegelung und Drift
mein Staunen durch die Wirbel schifft.
Und leise fallen Stimmen in Betracht
und löscht im Wendekreis der Nacht
das Dunkel schwarze Schattenfuhren.
Die Horizonte sind von einem Dasein übergossen,
das träge Ringe funkelnd macht
als hätte es an sie gedacht
wo schmale Fische durch die Lichter schossen
im flachen Spiegel ohne Laut,
die Mondin tanzt auf seiner Haut
am Wehr wo sich die Strömung staut
wenn mein Erinnern sich am Saum vergessner Fluren
aus Nebeln weisse Wirbel braut
Und Hader rieselt durch die Werke alter Uhren.
Sommer 89–März 91, Februar 95