Der Tag zerfällt, die Lichter blenden Trennung
im Hall der Züge noch der graue Wind
Die Nacht, das Warten, die Erkennung
Und alle stummen Worte sind
noch zwischen uns und wissen keinen
Mund der sie sagt und keines fällt
doch unsere Entfernung hält
ein lautlos fragendes Verneinen
sich in erblassten Lippen hin
die zögernd sich vereinen
Schon bist Du nicht mehr noch ein Kind
im Hall von hellen Strassen
Ein letzter Laut im Dunkeln sind
sein Klang und das Erblassen.
Und kleine Lachen liegen blind
im Bett von grauen Steinen
Du schweigst und meine Hände sind
darob so tief und ungelind
erschrocken in den deinen
Ein Blick aus grauem Leinen
das frierende Erfassen
Nie gab ein Wort sich so dem Wind
im Hall der nackten Strassen
Die kleinen Lachen liegen blind
Dein ungewisser Schritt verrinnt
im wirren Grau der Massen
Nie gab ein Wort sich so dem Wind
und alles Schweigende beginnt
zu sprechen im Verlassen …
Zu «Trennung» und anderen Fassungen und Gedichten aus diesem Zyklus
Die Zeilen von «Trennung» richten sich nicht an ein bestimmbares Gegenüber. Vielmehr wenden sie sich dem innern Vorgang der Trennung an sich zu. Sie sind entstanden aus dem Erleben verschiedener Begegnungen und den aus diesen hervorgegangenen Entfernungen. Das Du, das sie ansprechen, ist aus der Summe dieser Erfahrungen entstanden als ein personifizierter Begriff für verloren gegangene Nähe. Ein Entbehren, das in diesen Zeilen vielleicht ein Gesicht erhält. … Was blieb, war das Erinnern einer sich aus der Suche nach einem zugewandten Gegenüber verzehrenden Hoffnung. Der Absturz in eine Sehnsucht, die sich in sich selbst verfangen hatte. … Dass danach aus einer entscheidenden Begegnung Zuneigung sich zu einer Liebe vertiefte, die kaum Worte findet, deutet «Skorpion an Wäge» [Waage] an …